Leseteufel Deutsch

Speck Daniel

    Piccola Sicilia

Fischer, Frankfurt 2018

Precht

Daniel Speck (Jg. 1969) kommt vom Film und das merkt man diesem Roman auch an. Schon vom Titel her versucht er anzuknüpfen an seinen Bestseller “Bella Germania”, der auch die Nazizeit verarbeitet.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen: Die Gegenwart, in der die Protagonistin Nina ihre Tante Noelle in Sizilien trifft, von der sie bis dato nicht wusste und die ihr die Geschichte ihres Vaters erzählt. Er war als Fotograf mit den deutschen Truppen in Tunesien und wurde dort in eine verwickelte Beziehung mit einer jüdischen Familie hineingezogen und nach dem Krieg als Jude dort eingewurzelt, statt zu seiner Verlobten in Berlin zurückzukehren, die ein Kind, Ninas Mutter, von ihm erwartete.

Und hier beginnt sich beim Leseteufel ein “uneasy feeling” auszubreiten. Und ich vermute, gerade darin liegt Specks Erfolg, dass er es seinen Lesern ermöglicht, bei allen Grausamkeiten, die die Deutschen im zweiten Weltkrieg begangen haben, sich mit dem “guten Deutschen” zu identifizieren. Geradezu schamlos wanzt sich dieser Moritz an die jüdische Familie heran und übernimmt die jüdische Identität, zuerst, um sich zu retten, dann, weil er sich nicht mehr daraus befreien kann und will. Und natürlich, weil eine kompliziert ausgewalzte Liebes-Dreiecksgeschichte dazu kommt.

Und das alles, um einen flott geschriebenen  Roman pikant aufzupeppen.