Leseteufel Deutsch

Steinfeld Thomas

    Der Sprachverführer

Hanser, München 2010

Precht

Thomas Steinfeld, Germanist und Journalist, wurde 1954 in Leverkusen geboren, was dem Leseteufel deshalb erwähnenswert erscheint, weil Steinfeld auf Seite 65 locker behauptet, es habe “ vor Karl Valentin und Bertold Brecht keine bayrischen Dichter (gegeben), die mehr als eine regionale Erscheinung gewesen wären.” Und die Ursache dafür liege in der katholischen Religion, die die Entwicklung des Schriftdeutschen in Bayern verhindert habe. Nun verfügt der Leseteufel, vermutlich im Gegensatz zu Steinfeld, über eine 5-bändige Bayrische Bibliothek mit so unbedeutenden Werken für die deutsche Literatur wie dem “Parzival” oder den Gedichten Walthers von der Vogelweide, den Predigten von Abraham a Santa Clara, Werken von Ludwig Thoma, Georg Britting u.v.m.

Einen weiteren Kritikpunkt, den jeder auf sich zieht, der sich darüber mokiert, wie viele Leute schlechtes Deutsch sprechen oder schreiben, stellt Steinfelds eigenes sprachliches Können dar. Er liebt den additiven Stil, der ja gerne die eigentliche Botschaft durch Tautologie verwässert: “Denn es sind, wenn von gutem Deutsch die Rede sein soll, schnell ein Ruf nach Ordnung und ein Verlangen nach dem strengen Lehrer da - und der unangenehme Ton von Vorschrift und Regel, von Pflicht und Zensur, von Nachhilfe und gefährdeter Versetzung.” (S.44).

Und so muss der ebenfalls germanistisch vorgebildete Leseteufel leider auf die weitere Lektüre dieses sich populärwissenschaftlich gebenden Sprachkompendiums verzichten.