Englischsprachige Literatur

Clark Clare

Der Apotheker

Hoffmann&Campe, Hamburg 2007

Galbraith3

Bei den jüngeren Autorinnen englischer Historienromane scheint sich eine neue Linie durchzusetzen: Besonders krass das Elend der armen Leute der damaligen Zeit darzustellen, mit einer gewissen voyeuristischen Lust an Schmutz, Gestank, sexueller und sonstiger Grausamkeiten. Beispiele dafür sind Geraldine Brooks mit ihrem “Year of Wonders” über das Pestjahr 1665 in England, Jane Harris mit “The Observations” über das Leben der Hausangestellten im 19. Jahrhundert und dann dieses Buch mit dem Originaltitel “The Nature of Monsters”, das sich mit medizinischen Versuchen an Schwangeren zu Beginn des 18. Jahrhunderts in London befasst, wobei Clare Clark (Jg.1967) an Drastik keine Wünsche offen lässt. Wie bei Jane Harris erlaubt sie ihrer Protagonistin Eliza keinen Moment der Freude, sondern quält sie und ihre Mitleidenden ununterbrochen, was das Lesen schon anstrengend macht. Alle Männer sind geil und schlecht, nur die Solidarität zwischen Frauen kann diese retten, ist die gar nicht unterschwellige Botschaft.

Eliza hat sich, von ihrer geschäftstüchtigen Kräuterhexenmutter verkuppelt, auf eine Scheinehe eingelassen und wird schwanger nach London zu einem Apotheker abgeschoben, der mit ihr Experimente unternimmt, um zu sehen, ob sie durch viel Leid ein Monster zur Welt bringt. Als dies missglückt, nimmt er ihr das Kind weg und seziert es. Als die schwachsinnige Magd Mary von ihm geschwängert wird, um auf diese Weise die für seine wissenschaftlichen Abhandlungen nötige missgebildete Kreatur zu bekommen, flüchtet Eliza schließlich mit der hoch schwangeren Mary und schlägt sich mit ihr durch. Alles in seiner schmutzstarrenden Erbärmlichkeit schon grotesk.

Natürlich belegt Clark, die ja auch Geschichte studiert hat, in ihrem Nachwort ihre zahlreichen Quellen, und der erschöpfte Leseteufel zweifelt ja gar nicht daran, dass es solche Studien über Schwangere tatsächlich gegeben hat, aber erbaulich ist das alles nicht.