Englischsprachige Literatur

Grundy Stephan

Wodans Fluch

Fischer, Frankfurt 1998, im Original 1996

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Grundy schrieb diesen seinen zweiten historischen Roman mit 30 Jahren, nachdem sein Erstling “Rheingold” 5 Jahre davor ein solcher Erfolg wurde. Der Originaltitel lautet “Attila`s Treasure”, was den Inhalt viel besser trifft.

Grundy schloss  2 Jahre nach Erscheinen von “Wodans Fluch” seine Doktorarbeit über Wodan in Cambridge ab, also arbeitete er sein Sujet parallel wissenschaftlich und fiktiv auf, wohl beides ein Erfolg, wenn der Leseteufel der Verlagsinformation glauben darf.

Anfangs gibt es erhebliche Leseschwierigkeiten, weil Grundy in angestrengt altertümlichem und gefühlsbeladenem Stil schreibt, aber der Leseteufel gewöhnt sich daran und taucht bereitwillig ein in die Welt der Burgunder, Ostgoten und Hunnen Mitte des 5. Jahrhunderts. Die Hauptfigur ist der 16jährige Hagan, der von den Burgundern als “Friedgeisel” an Attilas Hof geschickt wird und dort kämpfen lernt, aber auch in die Geheimnisse des Schamanentums eingeweiht wird. Obwohl er überzeugter “Heide” ist, schließt er Freundschaft mit dem jungen Franken Waldhari, der als Christ auch als Geisel am hunnischen Hof lebt.

Natürlich geht es um Macht und Liebe, aber besonders fasziniert den Leseteufel, wie eindringlich Grundy sowohl die Geheimnisse des schamanischen Glaubens schildert, als auch die sich erst etablierende christliche Religion. An Attilas Hof herrscht Toleranz gegenüber allen Religionen, wenn auch der Herrscher selbst treu zu dem überlieferten Geisterglauben seiner Vorväter steht und im Zweifel seinen Schamanen um Rat bittet. Vor einer Begegnung mit dem Bischof von Passau lässt er sich in einem komplizierten Ritual durch schamanischen Zauber vor dem christlichen Gott schützen.

Für Freunde der Fantasy-Literatur auf jeden Fall eine lohnende Lektüre, denn hier erfährt der Leser etwas über die ursprüngliche Geister- und Zauberwelt.