Englischsprachige Literatur

McGuiness Patrick

Die Abschaffung des Zufalls

Zsolnay, Wien 2012

Galbraith3

Patrick McGuiness, Jg. 1968, ist ein weit herumgekommener Professor, jetzt in Oxford. Dass er mit diesem ersten Roman zurückgreift in seine Erlebnisse als blutjunger Englischassistent an der Uni  in Bukarest im Jahre 89, mutet etwas seltsam an, denn es erscheint kaum glaublich, dass er sich in allen Details an das erinnert, was er hier als die politische Wirklichkeit im zerfallenden System Ceaucescu schildert.
Anders als etwa Georgy Konrad in “Die Balatonbrigade”, die den Zerfall der DDR dichterisch überhöht, gibt McGuiness ja vor, das alles selbst erlebt zu haben. Aber wenn der Leseteufel von diesem Kritikpunkt absieht, dann ist dieser Roman ungeheur packend, beklemmend und gleichzeitig so bizarr, wie nur ein Engländer ein menschenverachtendes kommunistisches System erleben kann, sozusagen als Forrest Gump der rumänischen Leidensgeschichte.

Hier kommt allerdings hinzu, dass er selbst in Champagner, Kaviar und schönen Frauen schwelgt und nie wirklich gefährdet ist, im Gegensatz zu seinen rumänischen Freunden und Bekannten, da sein Mentor an der Uni, Leo O´Heix, ein zynischer Schwarzhändler, seine schützende Hand über ihn hält. Der Ich-Erzähler tappt in blindem Unverständnis durch die verwickelte Handlung, macht sich schuldig, kann aber auch nicht helfen.

Und so erinnert das Buch von ferne an “Florence of Arabia”, auch darin, dass mit dem schließlichen Sturz der Ceaucescus sich für die gequälte Bevölkerung nicht wirklich etwas ändert, das Personal bloß ausgetauscht wird.

Ärgerlich ist der poppige Titel der deutschen Ausgabe, recht selbstherrlich gewählt von dem Übersetzer Henning Ahrens, der gut, aber vermutlich eigenwillig übersetzt hat. Das englische Original wäre hier sicher lohnend. Der englische Titel heißt ja auch völlig unspektakulär “The Last Hundred Days”