Rudis Jaroslav
Grand Hotel
Dieser Roman des tschechischen Autors, Dramaturgs und Musikers Rudis (Jg. 1972) wurde von Eva Profousova übersetzt, und diese Übersetzung gefördert von mehreren staatlichen deutschen Stellen.
In lockerer Folge und mit zahlreichen Rückblenden erzählt der 30jährige Fleischman seiner Therapeutin von seinem Leben: “Es würde mich nicht wundern, wenn sie das langweilen würde. Ich fände es wahrscheinlich auch einschläfernd, wenn ich mir immer wieder und immer wieder irgendwelche fremden Probleme anhören müsste und mich ständig mit irgendwelchem Mist beschäftigen müsste, den die Menschen in ihrem Kopf herumschleppen.” (S. 147)
Und so ergeht es dem Leseteufel leider auch, da helfen all die skurrilen Einfälle des Autors nichts. Der recht einfache Stil und gewollt naive Erzählduktus des Ich-Erzählers Fleischmann macht das Lesen nicht eben interessanter. Das zum Glück schmale Bändchen schleppt sich dahin samt futuristischem Hotel hoch über Liberec (Reichenberg) und den Wettermeldungen, die zu sammeln eines von Fleischmanns Hobbies ist.
In der Gestalt des Deutschen Franz, der zum Sterben in seine alte Heimat gekommen ist, spielt die deutsch-tschechische Geschichte hinein, aber bei weitem nicht so bravourös wie in “Die grüne Jungfer” von Berhard Setzwein, auch einem Roman aus der “Mitte Europas”.