Weite_Welt

Merle Robert

Die Insel

Robinson, 1982 Frankfurt (Bibliothek des Abenteuers)

Ernestam2

Der französische Autor Robert Merle verstarb 2004 96jährig und schrieb hauptsächlich historische Romane, unter anderem ein 12bändiges Werk zur französischen Geschichte.

Angeregt durch die historische Meuterei auf der Bounty Ende des 18. Jahrhunderts, wollte er zuerst das weitere Schicksal einer auf die Insel Pitcairn im indischen Ozean geflüchteten Restgruppe der Bounty Besatzung nachverfolgen, musste aber feststellen, dass die historischen Fakten zu dünn waren. Und es reizte ihn wohl auch, eine eigene Robinsonade zu erfinden.

Also lernen wir hier die Besatzung der “Blossom” kennen, die unter einem ungewöhnlich grausamen Kapitän leidet. Als dieser willkürlich einen jungen Matrosen umbringt, erschießt ihn Mason, der erste Offizier. Sie steuern Tahiti an, wo sich die Mannschaft entscheiden muss zwischen einem Leben in Angst davor, von der allgegenwärtigen britischen Obrigkeit wegen Meueterei aufgeknüpft zu werden oder der Flucht mit Mason auf eine nur ihm bekannte einsame Insel. 9 Männer, darunter der zweite Offizier Purcell, machen sich auf zur Insel. Purcell, der vorher schon länger auf Tahiti gelebt hat und die Sprache der Tahitier spricht, gewinnt 6 Eingeborene, darunter seinen Freund Mehani, und 12 Frauen dafür, mit ihnen zu ziehen.

Auf der Insel richten sie sich zunächst in einer Art Kommune ein, jede Gruppe bringt ihre Stärken in die Gemeinschaft ein, ein Zustand, der Merle als überzeugtem Kommunisten sicher gefiel. Dann kommt es über die “Zuteilung” der Frauen und des Bodens zum Streit, der sich zu einem blutigen Kampf zwischen zwei unvereinbaren Kulturen und Menschengruppen entwickelt. Zwischen den beiden Fronten der Eingeborenen auf der einen und der “Peritani” (Engländer) auf der anderen steht Purcell, der überzeugte Pazifist, sicher das Sprachrohr Merles. Nach einem furchtbaren Gemetzel muss Purcell als einer der 2 überlebenden Männer erkennen, dass seine Weigerung, Partei und die Waffe zu ergreifen, an der Katastrophe zum großen Teil schuld ist. Friede kehrt erst ein, als die Frauen die Macht übernehmen.

Ein spannendes Buch, das den Leser nicht nur fesselt, sondern auch zum Nach- und Weiterdenken anregt.