Weite_Welt

Rettinger Dominik W.

Die Klasse

Zsolnay, Wien 2017

Ernestam2

Der Pole Dominik Rettinger (Jg. 1953) kommt vom Film und hat Drehbücher geschrieben, ehe er 2014 mit “Die Klasse” seinen ersten Roman vorlegte, der die Summe seiner bisherigen beruflichen Erfahrungen darstellt.

Ununterbrochen wechselnde Schauplätze und Handlungsschritte mögen im Film die richtige Erzählform sein, im Buch überfordern sie wohl nicht nur den Leseteufel. Dazu kommt eine Überfülle von Personen, die allerdings schnell umgelegt, erschossen oder anderweitig entsorgt werden.

Der Leseteufel kann drei Protagonisten erkennen, die Hauptrollen spielen, alle aus einer Klasse mit einem Psychologielehrer, der sie damals perfide programmierte, ohne ihr Wissen natürlich: Da ist Adam, ein Journalist, den sein Freund Piotr, Geschäftsführer in einer amerikanischen Firma in Warschau, um Hilfe bittet. Dann Karol, Chef einer undurchsichtigen Geheimdiensttruppe, auch ehemaliger Klassenkamerad. Dazu ihre  respektiven Frauen, Geliebten. Die amerikanische Firma möchte an die Platinvorräte, die unter einem Naturschutzgebiet schlummern, höchste Politiker sind in die unsauberen Geschäfte verwickelt.

Also eine echte aber unübersichtliche und zu dick aufgetragene Räuberpistole. Dazu kommt, dass Rettinger auch der polnischen Politik so recht mal die Meinung sagen möchte. Spannend zu lesen, aber schlecht verdaulich.