Andruchowytsch Juri
Zwölf Ringe
Dem Nachwort der Übersetzerin dieses Romans entnimmt der Leseteufel, dass das Buch bei seinem Erscheinen in der Ukraine für Furore gesorgt hat. Der Autor wurde unter anderem als “Nestbeschmutzer” beschimpft, wohl auch, da er nach langen Jahren im Ausland in seine Heimat zurückgekehrt ist. Zudem ist der Roman eine Hommage an den verstorbenen ukrainischen Nationaldichter Antonytsch, der höchstselbst in dieser wirren Geschichte auftritt und reichlich zitiert wird.
Hauptfigur ist der österreichische Fotograf Zumbrunnen, der sich in der Ukraine festgelebt hat, seit er eine Affaire mit seiner Dolmetscherin Roma Woronytsch hat. Sie wiederum ist verheiratet mit dem etwas nichtsnutzigen Dichter Artur-Pepa und hat eine 16jährige Tochter Kolja. Zusammen mit einem Filmteam und Stripteasetänzerinnen werden sie alle in das Hotel “Wirtshaus auf dem Mond” in den Karpaten eingeladen. Die Handlung bleibt, zumindest für Nicht-Ukrainer, bis zuletzt undurchsichtig, was aber nicht weiter stört und sehr an Kurkows “Petrowitsch” erinnert, wo es ja auch um die Ukraine geht.
Besagter Zumbrunnen, immer mit der ukrainischen Sprache kämpfend, gerät bei einem Saufgelage an zwei Unholde, die ihn seines Geldbeutels wegen erschlagen, woraufhin er befreit als Geist über Europa hinwegschweben kann. Der Titel hängt zusammen mit einer Geschichte, die Kolja erzählt wird, wobei der 12. Ring ihre etwas mystische Defloration bedeutet.
Andruchowytsch schreibt mit einer geradezu explosiven Sprachgewalt, die alle Einwände an rationales Erzählen souverän hinwegfegt. Über seinen Dichter Artur-Pepa sagt er: “Diese vielleicht nicht sehr erlesene Wortverbindung kam von seinem ausgeprägten Hang zu phonetischen Spielereien. Denn selbst wenn er mit seinen Gedankenströmen und Monologen allein war, hörte Artur-Pepa nicht auf, professioneller Literat zu sein.” (S. 80)