Weite_Welt

Eco Umberto

Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana

Hanser, München 2004

Ernestam2

Umberto Eco ist alt geworden (1932 geboren) und leider nicht weise. In diesem illustrierten Roman geht es mittels einer wenig tragfähigen Rahmenhandlung um Ecos Kindheitserinnerungen, aufgeputzt mit farbigen Abbildungen all der Bücher und Gegenstände, die ihm in seiner Kindheit wichtig waren.

Da der Leseteufel gerade eine Phase hinter sich gebracht hat, in der er auf dem Speicher in alten Unterlagen gestöbert und die meisten entsorgt hat, weiß er, wovon Umberto Eco redet, wenn er seinen Protagonisten auf einem natürlich viel geräumigeren Speicher eines alten hochherrschaftlichen Landsitzes die Spuren seiner Kindheit und Jugend suchen lässt.

Der recht fadenscheinige Anlass für diese etwa 500 Seiten lange Suche ist die krankheitsbedingte Amnesie des Helden, eines älteren verheirateten Antiquars. Er kann  zwar ganze Texte aus Werken der Weltliteratur zitieren, aber seine persönlichen, mit Gefühlen besetzten Erinnerungen sind ihm verlorengegangen. Er erkennt weder seine Frau noch seine Kinder und Kindeskinder, was zu schildern Eco besonderes Vergnügen bereitet. Also muss der rekonvaleszierende Held seine Erinnerungen  im Dachboden des großväterlichen Anwesens suchen. Immer, wenn er einen Gegenstand entdeckt, der wohl einmal mit großen Gefühlen verbunden war, lodert es in ihm wie eine Flamme, eben der geheimnisvollen Flamme der Königin Loana.

Mag ja sein, dass dies alles für Eco höchste Emphase bedeutet, den Leseteufel lassen fremde Erinnerungen an Comics, Filmplakate, alte Automodelle und dergleichen kältest. Wenn Eco sich hier seiner eigenen Vergangenheit  versichern will, warum muss er das vor großem Publikum tun? Warum geht alten Männer ihre Zurückhaltung im persönlichen Bereich so gänzlich abhanden? Ist es der Mut zur Lächerlichkeit?