Ferrari Jerome
Predigt auf den Untergang Roms
Jerome Ferrari (Jg. 1968) arbeitete als Philosophielehrer in Algier und Korsika, jetzt lebt er in Abu Dabi. Dieser sein zweiter Roman wurde in Frankreich hoch gelobt und gut verkauft und er ist von Christian Ruzicska kongenial übersetzt worden, kein leichtes Unterfangen, denn Ferarri liebt lange, verschlungene Satzkaskaden und pflegt einen erlesenen, oft pretiösen Stil, wenn er nicht gerade in Kneipenjargon verfällt.
Trotzdem lässt den Leseteufel dieses schmale Bändchen ziemlich kalt. Er hat sich zwar gerne von dem suggestiven Sprachduktus dahintreiben lassen, aber letztendlich ist wenig vom Inhalt hängen geblieben. Es geht nämlich wieder einmal um eine das letzte Jahrhundert umfassende Familiengeschichte, diesmal in Korsika.
Die jüngsten hoffnungsvollen Sprösslinge studieren Philosophie in Paris, nur um bald entnervt ihr Studium abzubrechen und in Korsika eine Bar zu übernehmen. Der Hauptteil des Romans spielt in dieser Bar, die die beiden ein halbes Jahr betreiben, bis auch daraus nichts wird. Den Höhe- und Schlusspunkt stellt eine Kneipenschlägerei dar, bei der es natürlich um die Frauen geht.
Da zu jedem Studentenleben, auch dem des Leseteufels, solche Geschichten gehören, erschließt sich nicht ganz, wozu sie der philosophischen Überhöhung bedürftig sind, oder noch krasser, warum sie überhaupt das Erzählen wert sein sollen.