Leseteufel Deutsch

Hermann Judith

    Daheim

Fischer, Frankfurt 2021

Precht

Seit Hermanns Debüt “Sommerhaus, später” sind fast 20 Jahre vergangen.

Und so findet sich der Leser nicht mehr in der Haschisch geschwängerten weiten Welt, sondern an der Ostseeküste wieder, wo die Ich-Erzählerin ihr Daheim gefunden hat. Nach der Trennung von Mann und Tochter ist sie aus der großen Stadt aufs flache Land gezogen. Vorher hat sie in einer Zigarettenfabrik gearbeitet, jetzt bedient sie in der heruntergekommenen Kneipe ihres Bruders. Sie schreibt und telefoniert eifrig mit ihrem Ex-Mann, mit dem sie sich über die Schwierigkeiten des richtigen Erinnerns austauscht. Allmählich freundet sie sich mit Mimi, der eigenwilligen Nachbarin und Künstlerin an und schließlich geht sie ein zumindest sprachlich völlig unromantisches Verhältnis ein mit dem Bauern Arild, der eine Schweinezucht mit 1000 Tieren betreibt.

Da das Ganze kaum verhüllt autobiografisch klingt, ist die Autorin zwar nicht auf den Hund, aber wohl auf das Schwein gekommen.

Mit der Verklärung des einfachen Landlebens befindet sie sich ja zur Zeit in bester literarischer Gesellschaft, als Beispiel sei nur Julie Zeh genannt. Hermann schreibt (bewusst?) in einfachen Hauptsätzen, Anführungszeichen für die wörtliche Rede sind soo veraltet. Je nun.