Leseteufel Deutsch

Hillenbrand Tom

    Drohnenland

Kiepenheuer&Witsch, Köln 2014

Precht

Tom Hillenbrand hat sich als Journalist und Blogger einen Namen gemacht und drei “kulinarische” Krimis geschrieben, die in Luxemburg spielen.

Umso erstaunlicher, mit welcher Verve, ja Chuzpe er sich in diesen science fiction Roman wirft, das Label Kriminalroman auf dem Cover ist nämlich reichlich irreführend, aber vermutlich dem Umstand geschuldet, dass Krimis sich in Deutschland besser verkaufen als scifi, leider.

Denn hier hat Hillenbrand ein furioses Spiegelbild der Welt in Europa in etwa 50 Jahren entworfen: Kameras, Drohnen, Datenbrillen und ein allwissendes Überwachungssystem “Teiresias” kontrollieren jeden Schritt jedes Bürgers, wie in der US-Serie “Person of Interest”, wenn auch nicht ganz so spannend. Denn als typischer Deutscher will Hillenbrand natürlich den warnenden Zeigefinger erheben, um Glück nicht allzu aufdringlich.

Sein Held, der Ermittler Westerhuizen, und die Analystin Ava untersuchen den Mord an einem EU-Parlamentarier und finden mühselig heraus, dass nicht nur er wegen einer bevorstehenden Abstimmung im Parlament über eine neue Verfassung beiseite geräumt wurde, sondern vor ihm schon zahlreiche andere.

Diese für sie lebensgefährliche Erkenntnis haben die beiden Ermittler auch über “Spiegelungen” an verschiedene Orte bekommen, bei denen sie Widersprüche zu den offiziellen Akten entdeckt haben. Nun ist ihr Leben akut bedroht. Am bedrückendsten Westerhuizens Versuche, unterzutauchen, “off the grid” zu leben, was ihm nur mittels eines ebenfalls untergetauchten Journalisten gelingt.

Unbedingt lesenswert.