Leseteufel Deutsch

Kehlmann Daniel

    F

rowohlt, Hamburg 2013

Precht

Vielleicht ist Daniel Kehlmann sein Ruhm zuviel geworden und er hat mit “F” (= Fatum) einen Roman geschrieben, der nur ihm gefallen muss? Den Leseteufel hat dieses “F”, für das er lieber “Fälschung” setzen würde, von Anfang an angeödet, und nur der berühmte Verfassername konnte bewirken, dass er sich durchgequält hat.

Es ist ein Roman, in dem nur Männer eine Rolle spielen: Ein liebloser Vater, selbst Autor, der seine zwei Familien früh im Stich lässt, um sich selbst zu finden, was er bis zum Ende der Geschichte nicht tut.

Die Zwillinge Iwan und Eric werden Maler, bzw Fälscher (Iwan) und Finanzjongleur (Eric). Ihr Halbbruder aus der ersten Ehe des Vaters, Martin, wird Priester, obwohl er nie an Gott glaubt. Iwan ist Homo, Eric Frauenheld, Martin hat Sex früh durch Fressucht ersetzt.

Iwan wird in einem langatmig geschilderten Vorfall von Punks erstochen; einer dieser Mörder wird Ministrant bei Martin. Soll das heißen, dass hier das Schicksal seine Hand im Spiel hatte? Das wird ach so symbolisch verkörpert durch einen Hypnotiseur, der, blind und taub geworden, sich als Wahrsager versucht. Besonders ärgerlich ist, wie gestelzt Kinder reden, hier die 12jährige(?) Marie: ”Wieso gibt es die Welt? - Gott hat sie geschaffen, aber woher kommt Gott? Hat er sich selbst geschaffen? - Wenn man sagt, Gott hat alles geschaffen, ist das überhaupt keine Erklärung. Wieso gibt es etwas?” (S. 338)

Vielleicht sollte Kehlmann sich bei Joel Dickers “Harry Quebert” Anregungen holen, wie eine mehrfach verschachtelte Geschichte elegant zu schreiben ist. Und was Schicksal und Sinn des Lebens angeht, empfehle ich dringend Gottfried Keller: ”Ein Tag kann eine Perle sein und ein Jahrhundert nichts”. Könnte das auch für Romane gelten?