Leseteufel Deutsch

Kurbjuweit Dirk

    Nicht die ganze Wahrheit

Nagel&Kimche/Hanser, München 2008

Precht

Kurbjeweit, Leiter des Hauptstadtstudios des Spiegel, hat schon drei Romane geschrieben, wie mir der Klappentext stolz verrät. Ich bin sicher, der Spiegel hat das seine dazu getan, sie zu Erfolgen werden zu lassen.

Kurbjuweit hat soviele Vorbilder für seinen neuesten Roman, dass der Leseteufel sie gar nicht alle aufzählen kann. “Das Leben der anderen” kommt als erstes in den Sinn, “Die Balatonbrigade” als nächstes, aber auch “Primary Colors”, um nur die offensichtlichsten zu nennen. Was also hat Kurbjuweit als Eigenleistung beigesteuert?

Nicht nur für die Eingeweihten wird deutlich, wer hinter den nur dürftig verkleideten politischen Akteuren steckt, allen voran dem verheirateten SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzenden Leo Schilf, der eine Affäre mit Anna Tauertt, einer Parlamentskollegin, beginnt. Ute Schilf beauftragt den auf solche Fälle spezialisierten Privatdetektiv Arthur Koenen damit, ihrem Mann nachzuspionieren. Das tut Koenen auch mit aller Gerissenheit, aber zunehmenden Skrupeln, da ihm Leo und Anna, deren emails er verfolgen kann, immer sympathischer werden. Kommt uns das nicht allzu bekannt vor? Dazu grübelt er in gut deutscher Manier über die Schwierigkeiten seines besonderen Metiers und die der von ihm untersuchten Liebesverhältnisse.

Dabei schreibt Kubjuweit ganz nett, bemüht: “Ein Kühlschrank brummt, der ewig muntere Geselle in nächtlichen Wohnungen.” (S. 9) Wer´s mag!