Leseteufel Deutsch

Lange-Müller Katja

    Die Letzten

Kiepenheuer&Witsch, Köln, 2000

Precht

Mit diesem schmalen Band gelingt Katja Lange-Müller eine faszinierende, traurige Ballade über eine untergegangene Welt, die im Dahinsterben ihren eigenen Charme entwickelt. Jede der Figuren charakterisiert sie liebevoll, absurd komisch, ohne jegliche Larmoyanz.

Insbesondere die Ich-Erzählerin “Püppi” ist eine starke Figur in ihren Schwankungen zwischen alkoholischen Dämmerzuständen und  den darauffolgenden Katerstimmungen. Ihre Liebe zu einer Gloxinie zeigt Züge einer modernen Tragödie im Sinne Dürrenmatts. Denn diese Blume wird von einer Rivalin Püppis heimtückisch gemordet, indem sie eine Pantoffelblume daneben aufs Fensterbrett stellt.
Das ist aber nur ein Detail in einem sehr dichten Handlungsgefüge, bei dem kein Wort zu viel geschrieben wird.
Der eigentliche Held ist der Setzer Willi, der seine eigene Geheimschrift entwickelt, die, ähnlich Bölls “Dr. Murkes gesammeltes Schweigen”, die Leerräume zwischen Wörtern und Zeilen für seine geheimen Botschaften verwendet.