Leseteufel Deutsch

Bronsky Alina

    Scherbenpark

Kiepenheuer&Witsch, Köln 2008

Precht

Alina Bronsky schrieb dieses Romandebut mit 30 Jahren und bot es unaufgefordert dem Verlag an, der es sofort annahm. Schon diese Entstehungsgeschichte, so sie denn der Wahrheit entspricht, ist ungewöhnlich.

Ebenso die 17jährige Sascha, die hier in der Ich-Form über ihr Leben berichtet, rotzfrech, originell, wenn auch bei weitem nicht so intelligent, wie sie von sich behauptet zu sein. Sie geht nämlich, dank eines Stipendiums, in ein katholisches Elitegymnasium, wo sie immer nur beste Noten abräumt.

In ihrem Privatleben zeigt sich von ihrer Intelligenz eher wenig, wenn der Leseteufel davon absieht, dass sie voller Arroganz auf alle in ihrem Russenghetto, dem “Scherbenpark”, reagiert, ohne Verständnis dafür, dass die anderen die Sprache nicht sprechen können und sich in der deutschen Gesellschaft nicht zurechtfinden so wie sie selbst. Obwohl erst vor einigen Jahren mit Mutter, Stiefvater und zwei kleinen Halbgeschwistern von jenseits des Urals nach Deutschland gekommen, lässt sie sich hier nicht die Butter vom Brot nehmen.

Inzwischen werden sie und ihre Geschwister von einer Tante betreut, da ihre Mutter samt Liebhaber von Stiefvater Ivan ermordet wurde. Dass Sascha ein Buch schreibt, begründet sie damit, ihrer Mutter ein Andenken setzen zu wollen.

Obwohl die Figur der Sascha sicher sehr autobiografisch geprägt ist, hat Bronsky die Handlung aufgehübscht oder aufgebauscht, je nach Bedarf. Sie kann sich auch nicht recht entscheiden, was sie eigentlich erzählen will. Und so verliert der Leseteufel allmählich das Interesse an dieser jüngeren Ausgabe der tatarischen Großmutter aus dem viel besseren “Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche”, Bronskys zweitem Roman.