Leseteufel Deutsch

Wiechert Ernst

    Jahre und Zeiten

Eugen Rentsch, Erlenbach-Zürich 1949

Precht

Da Corona bedingt die öffentlichen Bibliotheken geschlossen sind, durchforstet der Leseteufel die private Bücherei und hat dabei diese Autobiografie Wiecherts entdeckt, die ein Jahr vor seinem Tod erschienen ist.

Bei all den Schwierigkeiten, mit den Augen der heutigen Zeit Wiecherts sehr blumige, von Herz, Liebe, Seele, Wald und Schwermut erfüllte Erinnerungen zu lesen, die über weite Teile auch eine Abrechnung mit sich selbst sind, nicht nur mit den wirklich tragischen Zeiten, die er erlebt hat, wächst der Autor einem doch ans Herz, widerwillig zwar, aber er gibt Einblick in die Gedankenwelt eines wahrhaft guten Menschen.

Geboren 1887 in den masurischen Wäldern als Sohn eines Försters, studierte er in Königsberg, nahm am ersten Weltkrieg teil, unterrichtete am Gymnasium in Königsberg, das er als verheirateter Mann nach einer Affäre verlassen musste.

Er bekam eine neue Stelle in Berlin, wohin ihm seine Geliebte folgte, die er aber erst heiraten konnte, nachdem seine Frau Selbstmord begangen hatte.

Er fing früh an zu schreiben und fühlte sich, bei aller sonstigen Bescheidenheit als “Waldläufer”aus den Masuren immer als Dichter. Er war schon vor dem 3. Reich erfolgreich und blieb es bis zu seinem Tod, auch wenn die Nazis ihn schon ab 1934 überwachten, schikanierten, 3 Monate ins KZ Buchenwald einsperrten.

Er zog nach Ambach am Starnberger See, schrieb für einen im Garten vergrabenen Koffer bis zum Kriegsende.

Sehr früh hatte er die Katastrophe des 3. Reiches heraufziehen sehen und wusste, dass seine Pommersche Heimat für immer verloren sein würde.

1946 veröffentlichte er “Totenwald” aus seiner Zeit im KZ, das sein berühmtestes Buch wurde.

Mit dem Erlös stiftete Wiechert St Michael in Deggendorf eine Glocke, für den Leseteufel ein anrührendes Detail, da er selbst dort aufgewachsen ist.

Als Nationalkonservativer wurde Wiechert von den “Literaten” schon immer angegriffen, besonders nach dem Krieg von der Gruppe 47 und zog sich auch deshalb in den letzten drei Jahren in die Schweiz zurück.

“...und für meine nachdenkliche Betrachtung gebührt unsere Ehrfurcht ebenso dem Glauben, daß der Mensch ein Geschöpf Gottes sei,  wie dem, daß Gott ein Geschöpf des Menschen sei. Sie sind nur zwei Seiten derselben Idee. Zwei parallele Linien gleichsam, und man sagt ja von ihnen, daß sie sich in der Unendlichkeit schnitten.” (S. 363)

“Für den Schriftsteller ist die Welt ein Objekt, aber für den Dichter ist sie nur ein Medium” (S. 428)