Englischsprachige Literatur

Cody Liza

Miss Terry

Ariadne/Argument Verlag, Hamburg 2016

Galbraith3

Im englischen Original lautet der Titel „Lady Bag“, vielleicht eine Anspielung auf „plastic bag lady“, wie obdachlose Frauen in England oft genannt werden. Liza Cody ist offensichtlich mit ihren mit großer Empathie geschriebenen Romanen sehr erfolgreich.
Hier schildert sie eindringlich und höchst plakativ, wie Nita Tehri, die junge, in Großbritannien geborene Lehrerin pakistanischer Abstammung mit hübscher Eigentumswohnung und netter Nachbarschaft durch Rassismus in den Ruin getrieben wird. Als nämlich ihrem Haus gegenüber ein Container aufgestellt wird, wird darin ein farbiges Baby entsorgt und der Verdacht fällt sofort auf Nita. Die Polzei verhört sie und will eine DNA-Probe nehmen, aber Nita weigert sich unter Berufung auf ihre Bürgerrechte.
Und hier beginnen die Zweifel des Leseteufels, denn warum sollte sich ein vernünftiger Mensch weigern, wenn er damit sofort seine Unschuld beweisen könnte. Überhaupt verhält sich Nita in derart naiver, dümmlicher Weise, dass es kaum mehr glaubhaft erscheint, wie sie je ein Stipendium für ein Studium erhalten konnte, dieses erfolgreich abschließen und eine Eigentumswohnung erwerben konnte. Zudem hat sie es geschafft, sich aus einer geplanten Zwangsehe zu befreien und ihrer in Traditionen verhafteten Familie zu entkommen. Also, von welcher Nita Tehri redet Liza Cody? Ihr Gutmenschentum wirkt reichlich übertrieben und setzt im Grunde die junge Farbige herab statt sie für gleichberechtigt anzusehen, und das nicht einmal sehr subtil. Ein larmoyantes Ärgernis!