Englischsprachige Literatur

Cole Teju

Open City

suhrkamp, Berlin 2012

Galbraith3

Teju Cole, Jg. 1975, wuchs als Sohn eines Nigerianers und einer deutschen Mutter in Nigeria auf und lebt seit dem Studium als Kunsthistoriker, Schriftsteller und Fotograf in New York. Sein Foto ziert in voller Größe die Rückseite des Buches, was auf ausgeprägtes Selbstbewusstsein schließen lässt.

Und dieses Selbstbewusstsein zeigt sich auch in seinem “Roman”, den der Leseteufel eher als Tagebuch eines Flaneurs bezeichnen würde. Cole hält den Leser mit seinen in erlesene Sprache gegossenen Beobachtungen auf seinen Streifzügen durch New York in Atem. Natürlich geht es dabei auch darum, seine Lebensgeschichte in Assoziationen einzubringen. Wahrscheinlich ist das kleine Buch deshalb so erfolgreich, weil von einem “Schwarzen” solch kultivierte, philosophisch tief schürfende Auseinandersetzung mit der Welt nicht erwartet wird. Und mit dieser Diskrepanz spielt der Autor virtuos.

Er schildert die Geschichte der Stadt anhand der Bauwerke, an denen er auf seinen Wanderungen vorbeikommt. Seine Begegnungen mit anderen Menschen sind geprägt von vordergründiger Empathie, aber eigentlich gilt all seine Empathie sich selbst, die anderen berühren ihn nicht wirklich. So heißt Teil 2 des Buches “Ich habe in mir selbst gesucht.” (S. 194). Passender Weise gibt er seinem Protagonisten den Beruf eines Psychiaters, der ja dafür bekannt ist, Empathie zu zeigen, aber nicht zu empfinden oder nur mit einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne dafür ausgestattet zu sein.

Coles Streifzüge, übrigens auch durch Brüssel, wo er seine Großmutter sucht, aber nicht wirklich finden möchte, könnten jederzeit enden oder auch ewig weitergehen, ein echter Schluss fehlt.