Englischsprachige Literatur

Hall Tarquin

Die verschwundene Dienerin

Heyne, München 2010

Galbraith3

Tarquin Hall (Jg. 1969) ist ein britischer Journalist, der mit einer Inderin verheiratet ist und sich viel in Neu-Delhi aufhält. Diese Kombination prädestiniert ihn dazu, einen Krimi mit Schauplatz Delhi zu schreiben. Seine Vorbilder aufzuzählen würde zu weit führen: Natürlich, schon von der Figur des Detektivs Vish Puri her Hercule Poirot, dann aber auch, des ethnischen Blickwinkels wegen, “The No. 1 Ladies`Detective Agency “ von McCall Smith.

Leider kommt Hall seinen Vorbildern nicht im entferntesten nahe, auch deshalb, weil er sich zu viel vorgenommen hat. Er will ein Bild der indischen Gesellschaft entwerfen, mit besonderem Blick auf das korrupte Justizsystem, die mehr als tausendjährige Geschichte des Landes referieren und auch noch den Detektiv zwei komplizierte Fälle gleichzeitig lösen lassen, was ihm natürlich mit Hilfe eines ganzes Heeres von Mitarbeitern mit den seltsamsten Namen gelingt: Gesichtscreme, Neonröhre und dergleichen.

Zum Missmut des Leseteufels trägt aber auch der Übersetzer Jochen Stremmel bei, der ständig indische Vokabeln einflicht, die er in einem mehrseitigen Glossar am Ende des Buches wortreich erklärt. Warum übersetzt er sie nicht stattdessen?

Auch fehlt Hall der Humor, der Precious Ramotswe oder auch Dr. Siri so liebenswert macht. Alles in allem ein zu ehrgeiziges Erstlingswerk. Aber vielleicht entwickelt sich Vish Puri ja noch positiv.