Englischsprachige Literatur

Kunkel Benjamin

Unentschlossen

Bloomsbury, Berlin 2006

Galbraith3

Ach, wie ist die Welt eines amerikanischen Jung-Intellektuellen doch schal und entbehrungsreich! Wobei der Begriff “jung” bei einem 28Jährigen schon ein bisserl Patina ansetzt. Kunkel kommt aus einem privilegierten, wenn auch modern zerrissenen Elternhaus, hat in Harvard Philosophie studiert, einen Creative-Writing-Kurs besucht und diese Fülle von welthaltigen Erfahrungen in einen Roman umgesetzt, den ihm - leider - die amerikanische Kritik aus den Händen gerissen hat, um ihn sogleich als neuen “Fänger im Roggen” zu feiern. Irrtum über Irrtum, kann da der ennuierte Leseteufel nur den Kopf schütteln.

 
Was für ein inhaltsleeres, langweilendes Büchlein! Der ebenfalls 28jährige Protagonist Dwight Wilmerding lebt absolut ich-zentriert in einer WG in New York neben seiner Freundin vor sich hin, gelegentliche Drogenparties bringen etwas Abwechslung in sein ödes Wohlstandsleben. Auch den Zusammenbruch des World Trade Centers nimmt er eher beiläufig durch einen Drogenrausch hindurch wahr. Er verliert seinen Job bei Pfizer, ein Freund verschafft ihm die Pille ABULINIX, mit der er an einem Feldversuch zur Heilung der Abulie (Unentschlossenheit) teilnehmen kann. Sogleich entschließt er sich, nach Equador zu fliegen, um dort eine Klassenkameradin aufzustöbern.

 
Stattdessen erklärt sich vor Ort deren belgische Freundin Brigid bereit, mit Dwight eine Dschungeltour zu machen.
Dies gibt Kunkel allzu reichlich Gelegenheit, nicht nur deutsche Philosophen sinnentstellend zu zitieren, sondern auch seine Französischkenntnisse zu zeigen und Natur in den schönsten Klischees zu schildern. Dazu Liebeserlebnisse, die ihm aber auch erst unter Drogeneinfluss gelingen. Er tröstet seine Liebste: “Nein, so schlimm ist das gar nicht. Ich bin jetzt 28. Wenn auch ein junger Achtundzwanzigjähriger. Aber es wird blöd aussehen, wenn ich mit 42 immer noch hoffe, ich stolpere endlich über den heiligen Gral...”
(S. 227). Er entdeckt ihn schließlich, angetörnt von Birgid, im demokratischen Sozialismus. Welche Erkenntnistiefe! Übrigens stellt sich auch die Wunderpille als Pacebo heraus.