Europäischer Buchclub/Diana, Zürich 1951

Upton Sinclair (1878 - 1968) kam aus ärmlichen Verhältnissen, sein Vater war Säufer, aber über seine Großeltern lernte er auch die Welt der Reichen und Schönen kennen, so dass er Zeit seines Lebens diesen Riss in der amerikanischen Gesellschaft im Auge behielt und für seine sozialkritischen Romane verfemt und berühmt zugleich wurde.

Dieser Roman aus dem Jahr 1950 gehört zu den weniger bekannten. Im Vorwort bezieht Sinclair sich ausdrücklich auf “Pamela” von Samuel Richardson aus dem Jahr 1750, das ja auch eine Art sozialkritische Geschichte war, in der eine arme Dienstmagd auf Grund ihrer Glaubensfestigkeit ihrem sexsüchtigen Herrn so lange zu widerstehen fähig ist, durch die schlimmsten Erfahrungen hindurch, bis er endlich, geläutert, bereit ist, sie über alle Standesunterschiede hinweg zu heiraten. Seitenweise zitiert Sinclair aus dem Original. Aber schon die Zeitgenossen Richardsons fanden die Geschichte bigott und schwer verdaulich. Henry Fielding schrieb die Parodie “Shamela” als ironisches Gegenstück.

Deshalb verwundert es schon, dass ausgerechnet ein amerikanischer Autor Mitte des 20. Jahrhunderts auf dieses Sujet zurückkommt. Er gibt seiner Pamela, erst Dienstmädchen, dann Sekretärin im Haus der “filthy rich” Mrs Harries, überreichlich Gelegenheit, ihre festen religiösen Überzeugungen jedem darzulegen, sollte eine feine Ironie dahinter stehen, bleibt sie kaum erkennbar. Dafür ist die gesellschaftskritische Note Sinclairs umso deutlicher.

Mrs. Harries und ihre reichen Freundinnen tun sich mit Wohltätigkeit und Sympathie für Revoluzzer und Kommunisten hervor, ihre Arroganz gegenüber den nicht gleichermaßen reichen Zeitgenossen bleibt jedoch dominant. Trotzdem gelingt es der neuen Pamela, sich den jungen Herrn des Hauses zu angeln. Dieser Aspekt ist aber für Sinclair nicht mehr sehr interessant, wird kurz und eher lieblos abgehandelt.

Aus biografischen Aspekten erwähnenswert, dass der junge Herr Alkoholiker ist und Pamela ihn auf Grund ihrer reinen Seele und religiösen Stärke heilen kann. Wirklich?