Englischsprachige Literatur

Akhtiorskaya Yelena

Der Sommer mit Pasha

rowohlt, Berlin 2016

Galbraith3

 Im amerikanischen Original erschien diese wohl autobiografische Familiengeschichte unter dem Titel “panic in a suitcase”, was die Thematik auch nicht wirklich erhellt. Die gerade mal 30jährige Autorin kam mit 7 Jahren mit ihrer Familie aus Odessa in die Staaten. Sie schildert hier mit der klassischen jüdischen Leidenschaft für dysfunktionale Familien, wie die einzelnen Familienmitglieder sich darum bemühen, Pasha, den großen russischen Dichter in ihrer Familie, nach New York locken.

Dieser Pasha wird von der Autorin mit so vielen, einander großteils widersprechenden besonderen Eigenschaften ausgestattet, dass die Figur für den Leser niemals wirklich Gestalt annimmt: “Der typische Dichter ist schwächlich, hässlich, körperlich irgendwie im Nachteil; und falls er nicht so auf die Welt kommt, sollte er sich zügig ans Werk machen und sich mit Alkohol, Zigaretten, Schlafentzug und Depressionen zugrunde richten. Pasha brauchte sich die Mühe nicht zu machen. Die gewonnene Zeit konnte er für andere Tätigkeiten nutzen.” (S.11)

Anfangs liest der Leseteufel mit einem gewissen Amüsement, was die Familie so alles mit ihrem Pasha treibt, angereichert durch Akhtiorskayas gewollt originelle, aufgebauschte Erzählweise. Der gute Pasha lässt sich nicht vereinnahmen und kehrt nach Odessa zurück.

Im zweiten Teil übernimmt die junge Frida, wohl Sprachrohr der Autorin, Handlung und Wortführung, reist nach Odessa, um an der Hochzeit ihres Cousins teilzunehmen, die aber irgendwie im Vagen bleibt. Gegen Ende des Buches beschließt Frida, einen Roman über ihren Onkel Pasha zu schreiben. Sic!

Ähnlichkeiten mit den “Weissmanns von Westport” sind sicher nicht zufällig, auch Joel Dicker bietet sich als Vorbild an.