Weite_Welt

Kertesz Imre

Roman eines Schicksallosen

Rowohlt, Hamburg 1998

Ernestam2

Dieser autobiographische Roman des ungarischen Autors (1929 - 2016) erschien im Original 1975.

Kertesz erzählt im leichten Plauderton aus der Sicht seines 15jährigen Ichs von seiner Verhaftung und Verschleppung nach Auschwitz, Buchenwald, Zeitz und dann wieder Buchenwald, bis er und seine Mithäftlinge schließlich befreit werden.

Ein Jahr hat der Jugendliche in KZs verbracht. Am Anfang rettet ihn die Lüge, er sei schon 16, vor der Vergasung in Auschwitz. In der ersten Zeit seines Lagerlebens versucht er, jede noch so unsinnige Anordnung zu befolgen, ein guter Häftling zu sein, aber vor allem in seinem letzten KZ verhungert er fast, ist von Schwären übersät und wird schon für tot gehalten. Unerklärlicher Weise, auch für ihn, wird er als Sterbender in eine Krankenbaracke der Waffen SS nach Buchenwald gebracht und dort gepflegt.

Nicht immer überzeugt der scheinbar naive Erzählton, denn das Buch erschien 30 Jahre später.

Aber es ist ein bedrückendes Zeugnis dafür, was Menschen anderen antun können, wenn sie ihre Opfer erst mal entmenschlicht haben.

Tragisch, dass Kertesz nach seiner Rettung auch im kommunistischen Ungarn kaum veröffentlichen konnte und sich mit Übersetzungen ausgerechnet aus dem Deutschen über Wasser halten musste. Erst nach der Wende bekam er den ihm gebührenden späten Ruhm.

“Der wiederholte Sirenenklang ist jetzt schon üblicher Bestandteil des Tages, und es ist etwas Gewohntes, dass ich nachts erwache, weil die Sprechanlage verfügt: Krematorium ausmachen! .... - was mir sagt,: Es ist keineswegs erwünscht, dass der ungelegene Feuerschein womöglich Flugzeuge anlockt.” ( S. 251)