Weite_Welt

Sigurdardottir Yrsa

Die eisblaue Spur

Fischer, Frankfurt 2010

Ernestam2

Die Welle der Island-Krimis schwappt geradezu über Deutschland herein mit viel nutzlosem Treibholz, aber auch gelegentlichen Schätzen. Die Krimis von Sigurdardottir gehören zu letzteren.

Hier ermittelt ihre Heldin, die Reykjaviker Rechtsanwältin Dora Gudmundsdottir, in ihrem 4. Fall, zusammen mit ihrem deutschen (!) Lebensgefährten und ausgerechnet im noch kälteren, noch unwirtlicheren Grönland, wo auf einem Forschungskamp einer isländischen Bergbaufirma zwei Mitarbeiter verschwunden sind und die restliche Besatzung sich weigert, zurückzukommen. Fröstelnd folgt der Leseteufel ihrer “eisblauen Spur”.

Die Autorin entwickelt ihre Geschichte mit kühl diagnostischem Blick und Stil, recht warm wird der Leseteufel naturgemäß mit keiner ihrer Figuren. Die Ermittler stoßen auf große Feindseligkeit im kleinen Dorf der Autochthonen, kämpfen gegen die ebenso feindlichen Witterungsbedingungen und finden, wen wundert´s, die Lösung in einem Haufen alter Gebeine in einer Höhle. Wenn auch die Glaubwürdigkeit des ganzen nicht gerade überzeugt, so treibt Sigurdardottir die Handlung doch zielstrebig voran.

Von den 320 000 Isländern fühlt sich fast jeder zweite als potentieller Schriftsteller, und ebenso sind die Isländer ein sehr lesehungriges Volk, wie der Leseteufel inzwischen weiß.