Weite_Welt

Blissett Luther

Q

Piper, München, 2003

Ernestam2

Die Originalausgabe mit demselben Titel erschien in Italien 1999 und war nach Verlagsangaben ein Riesenerfolg, wohl auch, weil der Autor so geheimnisvoll blieb, bis man endlich entdeckte, dass vier junge Bologneser den Wälzer aus der Reformationszeit geschrieben haben.

Und sie tischen saftig auf, jedoch nicht ohne literarischen Anspruch: Vor- und Rückblenden, Briefe, Icherzählung sorgen für Verwirrung und Abwechslung. Wie Forrest Gump gerät der junge Ich-Erzähler in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts immer in das Zentrum des politischen und religiösen Geschehens.

Zuerst lässt sich der Leseteufel bereitwillig darauf ein, lernt Luther, Thomas Müntzer und Mitstreiter kennen, flüchtet mit dem Helden nach Straßburg, d. h. bis auf Seite 250 von 800. Durch alle Wirren schleppt der Held immer einen Sack mit Briefen an Thomas Müntzer mit sich herum, damit von Zeit zu Zeit daraus zitiert werden kann.

Hier jedoch verabschiedet sich der Leser ermattet und frustriert. Dieser Simpel ist gar zu wenig überzeugend. Warum er sich den Wiedertäufern anschließt, obwohl er sie für verrückt erklärt, ist für den Leser nicht mehr nachzuvollziehen. Vielleicht wird ja ein Film draus!