Weite_Welt

Dahl Arne

Ungeschoren

Piper (Nordiska), München 2007

Ernestam2

Der schwedische Originaltitel dieses Krimis heißt “Ein Mittsommernachtstraum” und fasst den etwas bizarren Inhalt passender zusammen, wenn ich auch den deutschen Titel nachvollziehen kann, da der Mörder ungeschoren davonkommt.

Dahl ist ein sehr ambitionierter Erzähler. Unter Shakespeare tut er es nicht. Leider kann die Übersetzung da nicht mithalten: “...er warf einen verwunderten Blick auf seinen allem Anschein nach balsamierten nördlichen Kollegen” (S. 171) Was immer das heißt. Nun, Dahl erzählt gern und viel, man könnte auch sagen, er schwadroniert herum, Handlung interessiert ihn eher am Rande, was einem Krimi nicht notwendiger Weise gut tut, aber vielleicht dafür umso mehr Dahls Ego. Und das scheint sehr ausgeprägt, er hat ja auch mit seinen Krimis großen Erfolg.

Seine Hauptfigur Kerstin Holm, eine allein erziehende Mutter (was sonst), ist die neue Chefin der Stockholmer Sonderermittlungsgruppe. Um sie herum versammelt Dahl eine Fülle von anderen Ermittlungsgestalten, die vielleicht für seine treue Leserschar  vertraute Bekannte sind, einen nicht eingeweihten Leser aber erst mal verwirren. Die ebenso wirre Handlung trägt auch nicht zur Klarheit bei, aber alles spielt ja in den Tagen vor der Mittsommernacht, und da ist, wie bei Shakespeare, allerlei Possenspiel erlaubt.

Das denkt sich auch der Mörder und erlegt eines seiner schuldigen Opfer nach dem anderen, nicht ohne sie mit Buchstaben zu tätowieren, die “Puck” ergeben. Und was sagt das dem bildungsbeflissenen Leser? Dahl hat aber auch einen reichen Vorrat an Vorurteilen abzuarbeiten. Zu “Hugo Boss” fällt ihm beispielsweise ein, man könne dessen Anzüge nicht tragen, weil er früher SS-Uniformen entworfen habe. Da muss einer schon sehr erfolgsverwöhnt sein, um sich so einen “Krimi” leisten zu können.