Weite_Welt

Daschkowa Polina

Keiner wird weinen

Aufbau, Berlin 2006

Ernestam2

In diesem 1999 in Russland erschienen Krimi gibt es keinen echten Ermittler, dafür gleich zu Beginn einen Auftragsmord in Tschechien. Das Opfer, ein junger russischer Geschäftsmann, war in dubiose Geschäfte in der Türkei verwickelt und konnte vor seiner Ermordung noch ein Fax an seinen Bruder in Moskau absetzen, das dieser aber erst spät in der äußerst verwickelten Geschichte bekommt, da er seine Firma aufgelöst hat und so die Nummer neu vergeben wurde.

Der zweite Handlungsstrang zeigt einen unglücklichen Einzelgänger, der mit selbst gebastelten Sprengsätzen Missetäter aus dem Leben schafft, sozusagen als Nebenprodukt seiner Suche nach dem Mörder seiner Familie. Verzwickt genug?

Dazu kommt aber ein wirklich kaltblütiger Mörder namens Skwosnjak, der nicht nur der Moskauer Polizei, sondern auch Daschkowa besonders am Herzen liegt, denn er ist in einem Waisenhaus aufgewachsen, in dem aufmüpfige Kinder für geisteskrank erklärt werden, damit sie in der Psychiatrie landen, wo sie mittels Medikamenten ruhig gestellt und zu Schwachsinnigen gemacht werden. Die Schilderung dieser Kinder gehört zu dem düstersten, eindrucksvollsten Kapitel des Romans und erklärt auch, wieso Skwosnjak zu einem solch brutalen Killer geworden ist.

Dann geht es um eine junge Frau, an die Skwosnjak sich heranmacht, um das bewusste Fax in seine Hände zu bekommen.

Ein bisschen ermüdend ist Daschkowas Technik, bei jeder neu auftauchenden Person in ihrem Tableau weit ausholend deren Vorgeschichte auszubreiten, so dass der Handlungsverlauf immer wieder ins Stottern gerät. Aber am Ende dröselt sich das verwickelte Handlungsgeknäuel erwartungsgemäß auf.