Weite_Welt

Dermout Maria

Die zehntausend Dinge

dtv, München 2016, ursprünglich 1955

Ernestam2

Dieser Roman, den Maria Dermout (1888-1962) 1951 schrieb, wurde von Bettina Bach für diese Neuauflage liebevoll neu übersetzt. Der Roman ist ein Spätling, in mehrfacher Hinsicht. Frau Dermout beschreibt hier ihre Erinnerungen an eine magische, längst versunkene Kolonialzeit auf den Molukken in einem noch dem Symbolismus verhafteten Stil. Auch ihre Protagonistin, die Frau in dem „kleinen Garten“, einer riesigen Plantage am Meer, glaubt an die Magie der Pflanzen, Muscheln, ja sogar der Steine.
Sie wird mehr von ihrer Großmutter erzogen als von ihrer etwas unsteten Mutter, die das Kind aus dieser Welt reißt, um es mit in die „Zivilisation“, in die Niederlande, zu nehmen. Die Tochter heiratet, bekommt einen Jungen, wird von ihrem Mann verlassen und kehrt, gebrochen, in den „kleinen Garten“ und zu ihrer Großmutter zurück. Die beiden Frauen bringen die Plantage zu neuem Glanz und können ganz gut von den Erzeugnissen leben.
Nicht nur die Großmutter stirbt eines Tages, sondern der aus Europa zurückgekehrte Sohn, inzwischen Soldat geworden, wird auf einer Expedition in Neu-Guinea von Kopfjägern erschossen. Aber da alles Geschehen eingebettet ist in geheimnisvolle Vorhersagen und magische Gegenstände, kann die „Kleine Frau“ diese Schicksalsschläge bewältigen.
Leider endet das Buch nicht hier, sondern der Horizont der Erzählerin erweitert sich auf seltsame Gegebenheiten und Todesfälle in dieser spätkolonialen Gesellschaft.
In vieler Hinsicht erinnert der Roman an die autobiografischen Erzählungen von Le Clezio, in denen ja auch die glückliche koloniale Jugendzeit auf La Reunion das Kernthema ist.