Leseteufel Deutsch

Herrmann Elisabeth

    Die 7. Stunde

List/Ullstein, Berlin 2007

Precht

Elisabeth Herrmann (Jg 1959) arbeitet als Fernsehjournalistin in Berlin und schrieb ihren ersten Krimi um den Anwalt Joachim Vernau mit dem Titel “Das Kindermädchen” 2005. Dass sie dafür gleich den deutschen Krimipreis bekam, zeigt neben ihren erzählerischen Qualitäten auch, wie gut sie in der Szene vernetzt ist. Ähnlich wie Mathias Nolte in “Roula Rouge” kennt sie sich in Berlin genau aus, setzt auch, wie sie in einer weitschweifigen Danksagung bekennt, ihrer Lieblingskneipe mit dem Buch ein Denkmal. Soweit, so ärgerlich.

Aber im Gegensatz zu vielen Zunftkollegen kann sie gut schreiben, verfügt auch über ein angenehmes Maß an Ironie und Blick für absurde Szenerien. So geht es hier um Morde an Schülern eines elitären Privatgymnasiums, demgegenüber eine heruntergekommene städtische Schule liegt, in der die Problemkinder des Kiezes verwahrt werden.

Vernau und seine Partnerin Marie-Luise sind ziemlich abgebrannt, so dass Vernau gerne die Rolle eines Lehrers an der Privatschule annimmt, um einen “Teen Court” mit 12 Schülern zu betreuen, von denen einer nach dem anderen von einer ominösen “Schwarzen Königin” ermordet wird oder an einem zweifelhaften Selbstmord stirbt. Das alles läuft ab innerhalb eines mörderischen Rollenspiels, auf das sich Vernau einlässt, um der Sache auf den Grund zu kommen.

Weder die Charaktere noch die Handlung sind sonderlich glaubwürdig, aber Herrmann treibt die Szenen lustvoll auf die Spitze und bereitet damit gewisses Lesevergnügen.