Leseteufel Deutsch

Keller Paul

    Ferien vom Ich

Bergstadtverlag, Breslau 1915

Precht

Paul Keller (1873 - 1932) war ein schlesischer Volksschullehrer, der sich aus ärmlichen Verhältnissen hocharbeitete zum Erfolgsschriftsteller mit Millionenauflage. “Ferien vom Ich” dürfte auch heute noch bekannt sein, 1952 hochkarätig besetzt verfilmt.

Der Icherzähler und Arzt hat eine Vision von einem Heilbad, in dem gestresste Stadtmenschen zur Ruhe und ihrem wahren Selbst kommen können, indem sie teilhaben an einem romantisch verklärten bäuerlichen Leben ohne Geld und ihren richtigen Namen, damit auch ohne ihre Stellung in der Gesellschaft draußen.

Er erzählt dem amerikanischen Millionär Stevenson bei einem zufälligen Treffen davon und dieser wittert einen großen finanziellen Erfolg. Er investiert kräftig in ein Riesengelände zwischen der modernen Bäderstadt Neustadt und dem verschlafenen Waltersburg, der Heimat des Icherzählers.

Dieser Stevenson ist ein bisschen das Gegenstück zum Mephisto in “Faust”, treibt den verträumten Icherzähler vor sich her, greift auch in dessen privates Leben ein, trickst und steuert die Menschen nach seinem Willen.

Das Heilbad hat großen Erfolg, Stevenson kehrt angeblich nach Amerika zurück, in Wirklichkeit beobachtet er als Knecht Ignaz, wie sich sein Werk entwickelt.

Eine Story, die geradezu nach einer Verfilmung verlangt, mit genügend erotischen und sonstigen Verwicklungen, um interessant zu bleiben.

Der Icherzähler hat sich als besondere Therapie für seine gestressten Stadtmenschen die Anschaffung eines Dackels ausgedacht, das nur am Rande.

Alles wird überwölbt von der humanen, christlich geprägten Weltsicht des Autors. Heute wäre er sicher bei den Grünen mit seinem Wunsch nach einer Rückkehr zum wahren Leben im Einklang mit der Natur.