Leseteufel Deutsch

Klüpfel Volker, Kobr Michael

    Erntedank  Kluftingers zweiter Fall

M. Dietrich, Memmingen 2004

Precht

“Milchgeld”, das Erstlingswerk dieses Allgäuer Autorenduos,  schaffte es auf Anhieb in die Bestsellerliste von Focus. Das ließ den Leseteufel nicht ruhen. Und so musste Kommissar Kluftingers zweiter Fall her.

Kluftinger ist ein 55jähriger, braver, verheirateter Polizeibeamter in Altusried, der mehr durch seine Liebe für Allgäuer Kässpatzen und dergleichen bodenständige Genüsse auffällt als durch besonderen kriminalistischen Spürsinn. Seine Kollegen samt niederbayrischem Vorgesetzten und sächsischer Sekretärin  wirken auch eher aus einer Vorabendserie des BR entsprungen.

Aber der Leseteufel ist hartnäckig, plagt sich durch 300 Seiten, dann kommt endlich Farbe in die Geschichte. Die Schilderung, wie Kluftinger mit Frau und Schickimicki-Arztehepaar im Erlebnisbad aufkreuzt, entwickelt sich zu bühnenreifem Kabarett und der Leser schließt Kluftinger endlich ins Herz. Auch die Handlung gewinnt an Fahrt, sozusagen im letzten Moment, da nach 360 Seiten alles aufgeklärt ist.

Klüpfel ist Lokalredakteur der Memminger Zeitung, Kobr Realschullehrer daselbst. Die beiden wissen also, wovon sie erzählen. Leider tun sie es sehr breit, auch noch literarisch ambitioniert, ein Gedicht Brentanos dient als Erzählklammer. Vielleicht schreiben sie sich noch frei, Kluftinger bekommt ein paar mehr Ecken und Kanten und dann könnten seine Abenteuer richtig Spaß machen.