Leseteufel Deutsch

Magnusson Kristof

    Arztroman

Kunstmann, München 2014

Precht

Dieser 3. Roman Magnussons kehrt zurück zu seinem “Das war ich nicht”, indem er, gründlich recherchiert, den Alltag der Notärztin Anita (Anfang 40) in einem sehr präsenten Berlin beschreibt, so realistisch wie möglich, ganz ohne literarische Schnörkel.

Das tut einerseits gut, weil das Sujet ernst genommen wird, andererseits hätte sich der Leseteufel schon etwas mehr sprachliche Sorgfalt gewünscht, oder zumindest dem Verlag einen gründlichen Lektor.

Anita lebt seit einem Jahr getrennt von ihrem Mann Adrian, ebenfalls Intensivmediziner, und ihrem 14jährigen Sohn Lukas, die beide zu Heidi, der neuen Partnerin Adrians, gezogen sind.

Seit ebenfalls einem Jahr fährt Anita ihre Einsätze zusammen mit Maik, einem jungen Homo, der zu ihrem besten Freund und Vertrauten geworden ist.

Und während Anita ihre Notfälle mit großer Professionalität verarztet, gerät ihr Privatleben immer mehr aus den Fugen, obwohl mit dem Bootsbauer Rio ein neuer Mann in ihr Leben tritt. Sie kämpft verzweifelt gegen die “Heidiisierung” der Welt, den Zusammenbruch ihrer Ideale.

Magnusson erzählt dies alles aus der Sicht Anitas, einer tapferen Kämpferin, die von ihrer Umwelt aber immer mehr als Don Quichotte wahrgenommen wird und in ihrer Ich-Bezogenheit auch Maik und Rio, sowie ihren Sohn zu verlieren droht. Magnusson biegt, rechtzeitig zu Weihnachten, ihr Schicksal ins Positive zurecht. Ein drohender Großeinsatz bei einem Flugabsturz als Weihnachtsapotheose geht gerade noch glimpflich aus.

Da der Leseteufel Magnusson bei der Vorstellung dieses Buches erlebt hat, kann er bezeugen, dass der Autor ebenso liebenswürdig und unprätensiös um Anerkennung bemüht ist wie seine Protagonistin.