Leseteufel Deutsch

Menasse Eva

    Quasikristalle

Kiepenheuer&Witsch, Köln 2013

Precht

Eva Menasse ist wohl als Halbjüdin 1970 in Wien geboren und hat als Journalistin gearbeitet, u. a. für die FAZ. Sie ist verheiratet mit dem Schriftsteller Michael Kumpfmüller und lebt als freie Schriftstellerin in Berlin. Das alles erwähnt der Leseteufel deshalb so ausführlich, weil es genau um diese Eva in diesem autofiktionalen ambitionierten Roman geht.

Eva heißt hier Roxane (Xane), ihre Jugendfreundinnen Salome ( Sally) und Viola, Sallys Kind heißt Baby, Xanes Mann Mor (Moritz) und ihr letzter Liebhaber Goldflam, also eine Auswahl, die, zusammen mit dem exquisiten Titel, einer “Vogue” würdig ist. Insofern trifft die Gestaltung des Umschlags den Inhalt ausgezeichnet.

Das Ganze wird mit viel narrativem Aufwand verfremdet dadurch, dass in jedem der 13 Kapitel eine andere Person aus Xanes Kreis zu Wort kommt, nur im zentralen 7. Kapitel erzählt Xane von sich in der Ich-Form. Alles nichts Neues unter der literarischen Sonne, aber hübsch angerichtet.

Am ehesten fesselte den Leseteufel das 2. Kapitel, in dem ein Historiker eine Gruppe in Auschwitz herumführt. Wie  Manesse selbst hat er die absolute Deutungshoheit über den Ort des Grauens, alle anderen Teilnehmer denken und benehmen sich natürlich nicht angemessen. Dabei hat Professor Bernay eigentlich nichts anderes im Sinn, als Xane in sein Bett zu kriegen.

Besonders schwach sind naturgemäß die letzten Kapitel, in denen Xane schon Oma ist und wieder in Wien, fernab von ihren Kindern lebt. Der Blick in ihre eigene Zukunft gerät Menasse schon arg verschwommen.