Leseteufel Deutsch

Merkel Rainer

    Das Jahr der Wunder

Fischer, Frankfurt, 2001

Precht

Dieser kleine Roman erhielt den Literaturförderpreis der Jürgen Ponto-Stiftung nicht zu Unrecht.

Christian Schlier, wohl gerade mit Philosophiediplom von der Uni geschieden, bekommt seine erste wirkliche Arbeit: Im Team eine Werbekampagne für eine Bausparkasse zu entwickeln. So konkret, wie ich das hier darstelle, ist die Sache allerdings nicht, denn Christian als Ich-Erzähler bleibt stets vage, wenn er auch meist im Präsens schreibt. In Gesprächen reden seine Partner ständig an ihm und aneinander vorbei, sein Arbeitsplatz scheint in ständiger Bewegung zu sein, wie er ja auch an wechselnden Schreibtischen arbeiten muss, weil nicht wirklich einer für ihn frei ist.

Wie Christian bemüht sich der Leser, der Sache und den Personen auf die Schliche zu kommen, alles bleibt in der Schwebe, fast kafkaesk, aber nie wirklich bedrohlich. Das Titelbild des Covers mit den verschwommenen Blumen passt sehr gut zu diesem Roman. Am besten gefällt mir Merkels fast magische Weltsicht:
“Draußen ist es eher kalt, und die Luft strömt mir entgegen, als hätte sie mir aufgelauert” (S. 174)
Das ist aber auch schon der konkreteste Satz in dieser Geschichte.