Nach dem brillanten “Jahr der Wunder” wirkt dieser Roman etwas schal, ja abgeschmackt. Merkel schildert in kaum verhüllter Autobiografie, fast eher in Tagebucheinträgen, wie seine Beziehung zu seiner Partnerin Judith zerbricht, obwohl er eigens von München nach New York geflogen ist, um sie, die in Washington ein Praktikum macht, wieder zu sehen.

Erinnerung und Gegenwart gehen in konzentrischen Bewusstseinsströmen ineinander über, alles kreist jedoch um die Suche des Ich-Erzählers nach seiner sexuellen Identität. Er ist hin- und hergerissen zwischen Prostituierten, Homo-Parties und Judith, wobei selbst ein Porno im Hotel-TV ihn mehr anmacht als seine reale Partnerin neben ihm. Ständig macht er sich Notizen über seine jeweiligen Seelenzustände.

Gelegentlich verfolgt ihn auch die Erinnerung an einen besonders schwierigen Patienten in seiner Praxis in München. Für Merkel mögen das existentielle Probleme sein, der Leseteufel kann sie ihm nicht recht nachempfinden, wundert sich aber nicht, dass der Autor inzwischen als Psychotherapeut in der Entwicklungshilfe arbeitet.