Leseteufel Deutsch

Möller Andreas

    Das grüne Gewissen

Hanser, München 2013

Precht

Andreas Möller (Jg. 74), Wissenschaftler und Journalist, hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit dem grünen Überschwang seiner Generation aufzuräumen, wohl auch, weil er, in Berlin lebend, der Speerspitze dieser Bewegung ausgeliefert ist.

Und da Möller in der DDR aufgewachsen ist, blickt er auch von außen auf die absonderlichen Auswüchse der grünen Lebensphilosophie, als da sind: Bio-Supermärkte, Stadtgärtnern, missglückte “natürliche” Hausgeburten um jeden Preis, Impfverweigerung auf Kosten der Kinder und dergleichen abstruse Auswirkungen dieser “Ersatzreligion”.

Er reiht seine Kritikpunkte in Essayform unverbunden aneinander, gelegentlich wiederholt er sich. Seine Stärke ist die Bloßstellung aller Heucheleien zum Thema: “Man kann einen Biomarkt wie einen geschützten Kosmos betreten...” (S. 172) oder “... der Glaube, dass grüne Handlungen immer gerechtfertigt sind, egal, was sie tatsächlich bringen und wie wenig wir über die Komplexität der Dinge zu sagen wissen.” (S. 238)

Dabei beruft er sich unter anderen auf Josef R. Reichholf und David Blackbourn und wendet sich gegen die Erderwärmungsfanatiker: “Wenn die Natur sich ändert,...dann konnte es keine andere als eine anthropogene Ursache geben.” (S. 215) Eine andere Quelle ist sein offensichtlich auch gesellschaftskritisch tätiger Großvater und eigene Jugenderinnerungen, die bei einem 30Jährigen etwas merkwürdig anmuten.

Seine Lösungsvorschläge wirken hilflos, weil ihm auch die Bereitschaft fehlt, die Probleme wirklich zu Ende zu denken.  Er rät zur Gelassenheit, was auch hilft, sein Buch in den richtigen Rahmen zu stellen.