Leseteufel Deutsch

Oswald Georg M.

    Im Himmel

Rowohlt, Hamburg 2003

Precht

Nach seinem Debüterfolg mit “Alles was zählt” will Oswald offensichtlich nun seine Jugenderlebnisse vermarkten.

Hier geht es um die sogenannte bessere Gesellschaft im Paradies, einem Villenort am Starnberger See. Marcel, der Ich-Erzähler, ist gerade zum zweiten Mal durch die Abiturprüfung gefallen und rettet sich über die langweiligen Sommerferien, indem er zu schreiben beginnt. Erzählt wird alles in Rückblende, denn inzwischen ist er in einem teuren oberbayrischen Internat und wartet darauf, einen dritten Anlauf zur Reifeprüfung machen zu müssen. Sein Vater, ein erfolgreicher Rechtsanwalt, zwingt ihn dazu.

Je nun, alles entwickelt sich, wie wir von unserer Illustriertenlektüre beim Friseur schon wissen: Unser guter Marcel gerät in eine Haschisch rauchende Partyszene in der noch reicheren Nachbarschaft und schildert als außenstehender Voyeur, was da alles so abläuft. Er tut das in recht einfacher, oft ungeschickter Alltagssprache, da könnte er von den Klatschjournalisten lernen: “Gerrys Mutters Schluchzen war ein Schlag ins Gesicht, der mich aufweckte.” (S. 168) Besagte Mutter tut das, weil ihr Sohn sich in seiner Hochzeitsnacht im Vollrausch im Starnberger See ertränkt hat, während seine angetraute Britta sich mit ihrem Ex-Freund amüsiert, was alles von Marcel beobachtet wird, der diese Britta auch anbaggern möchte.

Ach, ist das alles fade. Der einzige, wahrscheinlich unfreiwillige Lichtblick scheint ganz am Anfang auf, als Marcel von seiner ehemaligen Abiturklasse berichtet: “...es waren außer mir beinahe nur Verweigerer in der Klasse. Ich hatte nicht verweigert, obwohl ich der größte Verweigerer von allen war, aber ich hatte sämtliche Fristen...versäumt.” (S.12)