Said Kurban
Ali und Nino
Ullstein 2000, Originalausgabe Wien, 1937
Dieser Roman beginnt kurz vor der russischen Revolution und spielt in Baku, Aserbeidschan. Ali, Sohn einer reichen und altehrwürdigen muslimischen Familie, lernt in der Schule Nino kennen, Tochter aus ebensolchem christlichen georgischen Hause. Und wie es so kommt, Ost trifft West, sie verlieben sich und heiraten trotz des Widerstands der beiden Familien. Sie müssen vor Kriegswirren nach Persien flüchten, finden dort Aufnahme bei einem wieder schwerreichen und bedeutenden Onkel Alis, Nino verschwindet im Harem, wird schwanger, begehrt gegen die islamischen Sitten auf.
Als sie nach Baku zurückkehren können, hilft Ali, den neu entstandenen unabhängigen Staat aufzubauen, Nino bekommt ihr Baby, ihr “Spielzeug” und ihr westlich eingerichtetes Haus wird zum Mittelpunkt der Gesellschaft Bakus.
Schließlich überfallen aber die Russen den schutzlosen jungen Staat und Ali fällt tapfer für seine Heimat. Nino geht nach Paris.
Ein hübsches Buch; in täuschend naiven, bilderreichen Hauptsätzen erzählt Ali diese Geschichte in der Ich-Form und schildert seine Zerrissenheit zwischen antiquierter islamischer Kultur einer untergehenden Welt und moderner westlicher Zivilisation.
Gerade heute also wieder überraschend aktuell.
Leider hat die Geschichte einen schlimmen Haken: Das Buch ist von der Wiener Baronin Elfriede Ehrenfels von Bodmersdorf geschrieben worden, tatkräftig unterstützt von ihrem Mann, einem zum Islam übergetretenen Wiener Juden, Lev Nussimbaum. Und die beiden haben sich wohl von ihrer Islamophilie davonreißen lassen, die Dinge arg einfach gestrickt zu sehen. Wieder lässt Baudolino grüßen, diesmal aber eher unfreundlich.