Leseteufel Deutsch

Scheib Asta

    Das zweite Land

 

Precht

Ein Kolportageroman der gehobenen Sorte, gut zu lesen.
Eine 15jährige Kurdin flüchtet mit ihrem Onkel nach Deutschland, nachdem ihre Familie von türkischen Soldaten bei einem Überfall auf ein kurdisches Dorf ermordet wurde.
In einem an Allah gerichteten Monolog beschreibt Leyla das für sie neue Leben in München und räsoniert gleichzeitig über die kurdische Frage, was sie nach einem Jahr in Deutschland in gepflegtem Deutsch tun kann. Die Fiktion wackelt also und ist brüchig. Als Leser muss man halt einen starken Glauben an die dichterische Kraft der Autorin haben, ähnlich wie Leyla glaubt, dass Allah schon alles richten wird.
Unterstützt wird sie dabei von einer engagierten Hauptschullehrerin namens Charlie. Die Szenen in dieser Schule sind am überzeugendsten dargestellt. Natürlich gehört Leyla zu den Besten, sie will ja auch später Jura studieren, um ihren verfolgten Landsleuten (in Deutschland?) helfen zu können.
Das Ganze ist eine echte Aschenputtelgeschichte, denn Leyla sucht sich im Supermarkt eine deutsche Mutter, die sich nicht nur als sehr reich entpuppt, sondern auch die richtige politische Einstellung hat. Außerdem kann Leyla im Happy End ihren Märchenprinzen, einen türkischen Schüler, nach vielen Widerständen für sich gewinnen.
Es muss einer deutschen Intellektuellen wie Asta Scheib richtig Spaß gemacht haben, endlich in Klischees, noch dazu politisch korrekten, schwelgen zu können. Das Buch ist 1993 erschienen.