Leseteufel Deutsch

Szerb Antal

    Reise im Mondlicht

dtv, München 2003

Precht

Im ungarischen Original erschien dieser Roman 1937, wurde aber jetzt erst ins Deutsche übersetzt. Szerb, geboren 1901, ist wohl auch in Ungarn eher bekannt für seine ungarische Literaturgeschichte als für seine Romane. Sein früher Tod in einem ungarischen KZ 1945 ist umso tragischer, als dieser Roman zeigt, was für ein großes Erzähltalent damit zerstört wurde.
Unwillkürlich versucht der Leser, das Buch einzuordnen und dabei kommt “Der grüne Heinrich” von Gottfried Keller in den Sinn, aber auch “The Secret History” von Donna Tart oder gar gelegentlich “Der Taugenichts” von Eichendorff
Mihaly, junger Unternehmerssohn aus Budapest, befindet sich  mit seiner Frau Erzsi auf Hochzeitsreise in Italien, als er während einer Bahnreise seiner Frau verloren geht. Er erkennt, dass seine Versuche, sich durch Heirat in der bürgerlichen Welt zu etablieren, gescheitert sind, weil ihn seine immer noch enge Verbindung zu den Freunden seiner Kindheit nicht los lässt. Einen von ihnen, Ervin, den zum Katholizismus übergetretenen jüdischen Freund, trifft er ganz rätselhaft in einem Kloster in Italien. Eva, seine Jugendliebe, taucht auf, ihr durch Selbstmord gestorbener Zwillingsbruder Tamar geistert durch die Seiten, und Mihaly will ganz dramatisch mit Evas Hilfe auch aus dem Leben scheiden, verliert aber dann die Lust dazu. Dazwischen ein Intermezzo in Paris, wo er seine Frau wieder trifft, die ihm gar nicht böse ist, sondern ihre eigenen Versuche unternimmt, ihre Position in der Gesellschaft zu finden.
Szerb erzählt mit liebenswürdig naivem Augenaufschlag, wie sein Mihaly durch die Welt stolpert, immer an der Grenze zum Tragischen, doch stets im letzten Moment die Balance wieder findend. Also doch ein romantischer Taugenichts!