Leseteufel Deutsch

Wohmann Gabriele

    Er saß in dem Bus, der seine Frau überfuhr

Piper, München 1995

Precht

Gabriele Wohmann (1932-2015) kam in Darmstadt als Pastorentochter auf die Welt und verbrachte fast ihr gesamtes Leben daselbst. Nach 4 Semestern ziellosen Studiums lebte sie als viel versprechende Schriftstellerin, verheiratet mit einem Philologen, und überschüttete die geneigte Leserschaft und ihre Kritiker mit Erzählungen sowie Romanen, die alle um ihr preziöses Selbst, ihre Familie und Bekannten kreisten.

Vielleicht lag es an ihrer Kinderlosigkeit, dass sie bei allen Eltern haarsträubende Erziehungsdefizite anprangerte, Ehen als lieblose Gefängnissituationen sah und überhaupt kein gutes Haar an den anderen ließ.

Kritiker verglichen sie völlig zu Unrecht mit Heinrich Heine, denn ihr fehlte jegliche Ironie und Eleganz.

Ihr Medium waren Erzählungen, in denen sie jeweils ein gesellschaftliches Problem herausgreifen und bloßstellen konnte, ohne sich um Anfang und Ende kümmern zu müssen.

Bemerkenswert, wie sie einen profilierten Philosophen als “Gemischtwarendenker” (S. 274) desavouiert.

Ansonsten sind ihre missmutigen Geschichten wenig interessant.