Leseteufel Deutsch

Wulf Andrea

    Alexander v. Humboldt und die Erfindung der Natur

Bertelsman/Random House, München 2016

Precht

Obwohl die Historikerin Andrea Wulf einen deutschen Namen hat und in Deutschland aufgewachsen ist, schreibt sie ihre Bücher in Englisch. In ihrem ausführlichen Vor- und Nachwort begründet sie die Wahl ihres Themas und sie arbeitet mit einem großen wissenschaftlichen Apparat. Alleine ihre Fußnoten füllen über 100 Seiten des insgesamt 555 Seiten dicken Werkes. Leider ist es über viele Seiten hinweg auch mehr eine Fleißaufgabe als eine überzeugende Darstellung des großen Naturforschers und Universalgenies. Eher versteckt blitzt Humboldts Genialität auf.

Trotzdem ist die Lektüre zwar anstrengend aber auch lohnend. Wulf will Humboldt als ersten Forscher darstellen, dem die Einheit der Natur und ihr Schutz ein Hauptanliegen war. Er sprach sich mutig gegen die Zerstörung der südamerikanischen Wälder aus, gegen Sklavenhandel und Unterdrückung indigener Völker, auch wenn das letztlich bedeutete, dass er sein Ziel, Indien zu erforschen, nie erreichen konnte, weil die East India Company ihn nicht ins Land ließ. Humboldt war Goethe und den anderen Großen seiner Zeit durchaus ebenbürtig, in seiner Modernität überlegen.

Die letzten beiden Teile des Buches  befassen sich mit dem Einfluss Humboldts auf seine Nachfolger, wie Darwin, Thoreau,Haeckel und John Muir.