Leseteufel Deutsch

Ebert Wolfgang

    Der Blattmacher

Nymphenburger München 1983

Precht

Wenn der Leseteufel einen Autor entdeckt, liest er zuerst dessen frühe Werke, weil diese meist das Beste des Autors verkörpern. Ob dieses Prinzip bei Wolfgang Ebert erfolgreich ist, weiß der Leseteufel nicht recht. „Der Blattmacher“ wirkt schon etwas angestaubt, auch wenn natürlich die zu Grunde liegenden Probleme in einer Zeitungsredaktion, wie sie hier mit einer gehörigen Portion Ironie geschildert werden, immer noch relevant sind. Der Existenzkampf unter den Journalisten ist sogar bestimmt noch viel gnadenloser, da ihr angestammtes Betätigungsfeld, die Printmedien, alle wegbrechen.

Aber in diesem Roman über einen in jeder Hinsicht angepassten Opportunisten, der sogar geduldig hinnimmt, dass seine Frau ihn ganz offen betrügt, nur damit äußerlich Ruhe herrscht, geht es schon arg um das Lebensgefühl damaliger Linksintellektueller und ihre Habitate.

Wolfgang Ebert schreibt gefällig, ironisch, unterschwellig entlarvend, aber seine Charaktere sind wenig überraschend, so dass die Lektüre nach den ersten Kapiteln nichts wirklich Neues mehr bietet.