Leseteufel Deutsch

Florescu Catalin Dorian

    Jacob beschließt zu lieben

C. H. Beck, München 2011

Precht

C. D. Florescu (Jg. 1967) wurde zwar in Timisoara/Rumänien geboren, kennt aber die Welt des Banats, die er hier schildert, allenfalls aus Erzählungen seines Vaters, noch wahrscheinlicher seines Großvaters. Doch der preisverwöhnte Schweizer Autor schöpft aus dem Vollen, als er die Entstehung des Dorfes Triebswetter und seiner aus Lothringen (?) stammenden deutschen Siedler durch die Jahrhunderte hindurch schildert. Es müsste ihm aber doch ein klein wenig peinlich sein, wenn ein echter Triebswetter ihm in einer Kritik bei amazon nachweist, dass so gut wie nichts auf historischen Fakten beruht. Wahrscheinlich ficht das Florescu in seinem dichterischen Impetus nicht an, wohl aber den verstimmten Leseteufel, der sich von diesem Roman in mehrfacher Hinsicht getäuscht sieht, denn auch von Jacobs Liebesgeschichte ist im Roman weit und breit keine Spur. Dabei hat Elke Heidenreich in ihrer Buchempfehlung gerade diese als ungewöhnlich anrührend gelobt. Vermutlich ist sie bei der Lektüre über die ersten 30 Seiten nicht hinausgekommen, in denen von zögerlichen, keineswegs erwähnenswerten Liebesversuchen des 17jährigen Jacob die Rede ist. Ansonsten beschäftigen sich Florescu und sein Protagonist Jacob hauptsächlich mit Friedhöfen, Knochenausgraben und dergleichen Unappetitlichem.

“Petropolis” von Anya Ulinich kommt in den Sinn, wo ja auch die Lebensumstände in Sibirien nicht widerwärtig genug sein können und die Figuren zu Zerrbildern verkommen.