Leseteufel Deutsch

Franke Herbert W.

    Flucht zum Mars

dtv premium, München 2007 (Originalausgabe)

Precht

Herbert W. Franke, Jahrgang 1927, hat diesen Science Fiction Roman mit 80 Jahren geschrieben. Das muss sich der Leser vor Augen halten, um die Geschichte richtig einschätzen zu können. Mag sein, dass für Fans seiner frühen Romane (ab 1961) der Franke von heute seinen scifi - Biss eingebüßt hat. Das Buch ist auch eher eine Abrechnung mit unserer Gesellschaft, in der  naturwissenschaftliche und Forscherneugier schon fast als abnorm gelten und in den Schulen spaßige Lernspiele  die Leistungsbereitschaft verdrängen.

So auch in Frankes “Goldenem Zeitalter”: Die Menschen haben fast jede Verantwortung an Androiden und Computer abgegeben. Sie leben in einer Spaßgesellschaft, die aber streng geregelt ist. So wird schon vor der Geburt in einem Gentest geklärt, ob Defekte zu beheben sind. Zu diesen gehört auch wissenschaftliche Neugier, denn neue Erfindungen braucht es nicht mehr in dieser glücklichen Welt. Wer gegen die Spielregeln des sorgenfreien Lebens verstößt, gilt als unangepasst, in schlimmen Fällen wird neurochirurgisch für Abhilfe gesorgt.

In diese Idylle platzt die Nachricht, dass ein Asteroid die Erde zerstören wird. Die wenigen Eingeweihten, zu denen Ramses gehört, ein Regierungsbeamter, der Erlebnisspiele organisiert, behalten diese Nachricht für sich, um die Menschen nicht in Unruhe zu versetzen. Ramses stellt sich ein Team von Unangepassten zusammen, mit denen er, getarnt als Erlebnisspiel, in einem veralteten Raumschiff zum Mars flüchtet, um der Katastrophe zu entgehen.

Auf dem roten Planeten gelandet, erfahren die Teilnehmer nach und nach, worum es wirklich geht. Und der Leser erfährt allmählich die Vorgeschichten der Crewmitglieder. Und natürlich kommt es zu einem echten Sci-Fi-Showdown. Alles nicht wirklich neu, Lem (“Solaris”) und Huxley (“Brave New World”) lassen grüßen. Auch schreibt Franke völlig humorfrei und in etwas gestelztem Deutsch.

Trotzdem, sieht man das Buch als Summe seiner Erfahrungen als Wissenschaftler, so bedrückt diese Vision einer wissenschaftsfreien Zukunft schon sehr. Und den Vergleich mit anderen Achtzigern, wie Walser und Grass, braucht Franke nicht zu scheuen. Im Gegensatz zu ihnen sieht er weit über seinen Tellerrand hinaus.