Leseteufel Deutsch

Grjasnowa Olga

    Der Russe ist einer, der Birken liebt

Hanser, München 2012

Precht

Der Russe ist einer, der Birken  liebt, alle Deutschen sind rechtsradikale Antisemiten, alle Ostdeutschen verklemmte Spießer, ein Apfelstrudel ist “austrofaschistisch”, nur linke Frauen “machen ihre Beine für Araber breit” und so geht es das ganze, zum Glück schmale Bändchen hindurch, schon eine beachtliche Leistung für eine 28 Jahre alte Autorin, die im deutschen Medienzirkus als shooting star gehandelt wurde und von Elmar Krekeler von der “Welt” allzu gerne in die alten Onkelarme geschlossen würde, stellvertretend für ihre 21jährige Protagonistin Mascha, der dieser plakative Rundumschlag in den Mund gelegt wird. Olga Grjasnowa hat halt ein hübsches Lärvchen; damit endet aber auch ihre Ähnlichkeit mit der ungleich genialen Alina Bronsky schon.

Mascha, von unbestimmt halbjüdischer russischer Provenienz wandert elfjährig als Mitglied ihrer Kontingentjudenfamilie aus Aserbeidschan nach Deutschland ein (Amerika und Kanada wollten sie nicht einreisen lassen) und mausert sich hier sofort zum von der bösen deutschen Gesellschaft nicht erkannten polyglotten Genie.

Als der Deutsche Elias sich in sie verliebt, muss er an einem Knochenbruch jämmerlich sterben. Erst nach seinem Tod kann Mascha ihre nun tragische Liebe in posenhaft vorgetragenem Kummer ausleben, was sie aber nicht hindert, sich mit weiteren Männern oder auch Frauen einzulassen.

Grjasnowa erfindet immer neue schicke Elendsposen für ihre seltsam papierene Heldin, inzwischen in Israel unglücklich und ihre Umgebung nervend, wie leider auch den Leseteufel, bis zum Überdruss.

Grjasnowa konnte das Buch mit Hilfe eines Stipendiums der Robert-Bosch-Stiftung schreiben.