Leseteufel Deutsch

Haberl Tobias

    Die große Entzauberung

Blessing, München 2019

Precht

Tobias Haberl (Jg. 1975) ist wie der Leseteufel im Bayr. Wald geboren und hat sich schon von seiner Herkunft her einen gewissen Vorbehalt gegenüber dem heutigen Lifestyle, wie ihn wohl seine Kollegen bei der SZ pflegen, bewahrt.

Und so entlarvt er mit ungeheurem sprachlichen Furor alle Exzesse der linken mainstream Adepten ebenso wie Konsumterror und Umweltzerstörung, kurzum ein echter Rundumschlag gegenüber allem, was in bestimmten Kreisen und Medien aktueller Trend ist. Mit größter Wut allerdings kämpft er gegen Google & Co, die uns über die sozialen Medien unter Kontrolle bringen wollen.

Nun kann der Leseteufel mangels Einblick in diese oder die meisten anderen Medien einschließlich der SZ gar nicht erkennen, wo die große Gefahr für unsere Existenz liegen soll.

Und ob wir ein uneigentliches statt eines authentischen Lebens führen, liegt wohl doch in der Verantwortung des Einzelnen. Und ob das “früher”  dessen Verlust der vergleichsweise über wenig “früher” verfügende Herr Haberl so beklagt, wirklich besser gewesen ist, bezweifelt der über wesentlich mehr Vergangenheit blickende Leseteufel sehr.

Was bei Haberls Analyse, so berechtigt sie sein mag, fehlt, ist der Entwurf einer Gegenwirklichkeit, die Tradition, religiöse Werte, Achtung vor anderen beinhalten könnte, zu der er sich aber nicht zu bekennen traut, obwohl er in klösterlicher Abgeschiedenheit den Gedanken zu diesem Buch gefasst hat. Er zitiert aus einem umfangreichen, sicher virtuellen Zettelkasten alle Philosophen und sonstigen bedeutenden Persönlichkeiten als Zeugen für die Richtigkeit seiner Philippika: “Der Publizist Reinhard Mohr hat das inflationäre Wohlwollen, das echtes Engagement vernebelt und fast nie Interesse an der Lebenswirklichkeit anderer Menschen aufbringt “Morbus Kreuzberg” genannt - “Denkfaulheit im fortgeschrittenen Stadium” “ (S. 240)