Leseteufel Deutsch

Hansen Dörte

    Mittagsstunde

penguin/Random House, München 2018

Precht

 Nach “Altes Land” ist dies der zweite Roman von Dörte Hansen. Diesmal spielt die Handlung in dem kleinen fiktiven Dorf Brinkebüll in Nordfriesland, unschwer zu erkennen als Schauplatz der Kindheitserinnerungen der Autorin. Und hier setzt die grundsätzliche Kritik des Leseteufels an, denn fast jeder aus Hansens Generation hat so ein kleines Dorf seiner Kindheit im Kopf. Und der Leseteufel schätzt Autobiografisches nicht allzu sehr.

Aber davon abgesehen schildert Hansen die Geschichte und schließlich den Untergang eines friesischen Kleinkosmos mit großer Empathie und einer Leidenschaft fürs Plattdütsch, die vermutlich nicht jeder Leser teilt.

Die Hauptfigur ist der 48jährige Ingwer Feddersen, der nach langen Jahren als Archäologieprofessor in Kiel in sein Heimatdorf zurückkehrt, um seine Großeltern zu pflegen und den alten Dorfkrug mehr schlecht als recht weiter zu betreiben, obwohl sich nur noch selten ein Gast dorthin verirrt.

Sein Beruf ist ein Sinnbild für die Arbeit der Autorin, die auch eine längst versunkene, verschüttete Welt Stück für Stück freilegt.