Englischsprachige Literatur

Ellin Stanley

Der Mann aus dem Nichts

DuMont, Köln 1994

Galbraith3

Die englische Originalausgabe dieses Krimis unter dem Titel “The Man from Nowhere” erschien 1970; DuMont ließ ihn für seine Kriminal-Bibliothek erstmals ins Deutsche übersetzen. Ellin war in den 70ern einer der bekanntesten Krimiautoren, erfahre ich im Nachwort, ist aber seit 1986 tot.

Jake Dekker, die Hauptfigur, hat sich darauf spezialisiert, Versicherungsbetrug aufzudecken und verdient damit sehr viel Geld. Er geht aber auch professionell zu Werk: Er baut sich eine perfekte Vita samt Scheinehefrau und Jaguar auf, um in der Gesellschaft der Reichen und Schönen von Miami herauszufinden, ob ein spektakulärer Autounfall nicht doch ein inszenierter Selbstmord war.

Alles läuft wie minutiös geplant, bis Elinor, seine blonde und attraktive “Ehefrau” sich in ihn verliebt und damit alles verkompliziert. Sie nehmen Kontakt auf zu immer schmierigeren Halbwelt-Gestalten, bis sie schließlich buchstäblich im Sumpf und im Fiasko landen.

Keine der Figuren kommt ungeschoren davon; Ellin schreibt mit einer ziemlichen Portion von Klischees über Rassen und Gruppen. Am ehesten positiv wird ein alter jüdischer Detektiv mit Namen Magnes dargestellt, der natürlich sterben muss.

Schwere Kost für auf Happy Endings programmierte Krimileser, aber auch sehr faszinierend, wie die eigenen klischeehaften Erwartungen an einen Krimi systematisch zerbröselt werden. Und Welten besser als Elmore Leonard.